KWO-Bauschutt: Probleme & Möglichkeiten erörtert

Um neue Aspekte in die Diskussion zum Bauschutt aus dem KWO zu bringen, hatte die Initiative AtomErbe Obrigheim den Physiker und Atomexperten Wolfgang Neumann von der Firma intac in Hannover eingeladen. Gertrud Patan, Mitglied der Initiative, konnte zahlreiche Interessierte zu der Informationsveranstaltung in der Gaststätte Eisenbahn in Mosbach-Diedesheim begrüßen, bei der es um Freimessung von Abbaumaterial, um Probleme der Lagerung und um die Verteilung von Radioaktivität in die Umwelt ging.

Ausgangsbasis des Vortrags von Wolfgang Neumann waren die drei bereits erteilten Stilllegungs- und Abbaugenehmigungen für KWO, denen er die Mengen des abzubauenden Materials entnommen hatte. Er führte aus, dass von den 136.000 Tonnen des Kontrollbereichs von KWO ca. 1.500 Tonnen als Atommüll vorübergehend in bestehenden Gebäuden des KWO und später im Endlager Konrad bei Salzgitter gelagert werden sollen. Ca. 3.000 t sollen „freigemessen“ und in Buchen-Sansenhecken gelagert werden. Der größte Teil, also mehr als 130.000 Tonnen, werde aber „freigemessen“ und zur uneingeschränkten Verwendung in die Umwelt abgegeben. Dadurch werde das Strahlungsniveau in der Umwelt insgesamt erhöht und es könne auch zu Konzentrationen von Radioaktivität in Alltagsprodukten oder Umweltbereichen kommen.

Bei der „Freimessung“ von radioaktiv belastetem Material gehe es darum, zu prüfen, welche Menge an radioaktiven Stoffen noch enthalten sei. Wenn bestimmte Werte, die von der Strahlenschutzverordnung vorgegeben sind, unterschritten werden, könne das Material je nach Restaktivität bspw. auf einer Deponie abgelagert, wie normaler Müll behandelt oder frei verwertet werden (z.B. im Straßenbau). Problematisch sei dabei, dass die Messung und der damit zusammenhängende Prozess sehr kompliziert sei und dadurch Fehler auftreten können. An dieser Stelle brachte Wolfgang Neumann ein, dass selbst wenn die radioaktive Belastung niedrig sei, trotzdem ein wenn auch geringes Erkrankungsrisiko für Menschen bestehe. Es sei international wissenschaftlich anerkannt, dass es bei Radioaktivität keine Schwelle gebe, unterhalb der man dies ausschließen könne.

Für den zur Deponierung vorgesehenen Müll stellte Wolfgang Neumann mehrere Möglichkeiten vor, die auf besonderes Interesse des Publikums stießen. Eine davon sei der Vorschlag der Initiative, den Müll vorläufig im KWO zu behalten und z.B. im bereits geräumten Maschinenhaus unterzubringen. Weiter gebe es eine bereits bestehende Deponieart mit einem besonders befestigten Untergrund und einer Drainage, die als begehbarer Tunnel unter der Deponie angelegt und damit gut überwachbar sei. Als weiteres Beispiel führte er an, dass in Frankreich kein Material aus den Kontrollbereichen der Atomanlagen in die Umwelt freigegeben, sondern in ein spezielles oberflächennahes Endlager gebracht wird. In Deutschland dagegen könnten für alle Atomkraftwerke zusammen mehr als 4 Millionen Tonnen freigegebenes Material ungekennzeichnet in den Stoffkreislauf gelangen.

Bei der regen Nachfrage nach dem Vortrag kamen auch die Befürchtungen zur Lagerung des KWO-Mülls auf der Deponie in Buchen-Sansenhecken zur Sprache. Wolfgang Neumann bestätigte, dass auch für diese Deponie der Klasse 2 Strahlenbelastungen durch Freisetzung von radioaktiven Stoffen, z.B. über das Grundwasser, in der Zukunft nicht grundsätzlich auszuschließen seien. Aus dem Publikum wurde ergänzt, dass die Sondermülldeponie Billigheim Deponieklasse 3 habe und damit ebenfalls für die Lagerung des Bauschutts aus dem KWO in Frage käme. Zum Abschluss der intensiven Diskussion konnte Gertud Patan feststellen, dass die Probleme benannt seien und es offensichtlich Alternativen zur Lagerung auf „normalen“ Deponien gebe, dass aber die Suche nach einer akzeptablen, möglichst sicheren Lösung noch stattfinden müsse.

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